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Die Turkana (früher auch Elgume) sind ein nilotisches Volk, das im Nordwesten von Kenia lebt, in der Hauptsache westlich des Turkana-Sees, im Turkana County. Einige Turkana haben sich auch auf der Ostseite des Turkana-Sees angesiedelt. Sie machen mit insgesamt rund 1.000.000 Angehörigen etwa 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Kenias aus. Die Sprache der Turkana gehört zur nilotischen Sprachgruppe innerhalb der nilosaharanischen Sprachfamilie. Die Turkana sind Teil einer größeren Volksgruppe, die sich nie einen eigenen Namen gegeben hat und die heutzutage vor allem unter dem Namen Ateker bekannt ist. Außer den Turkana gehören zu den Ateker die Teso, Karimojong, Jie und Dodos in Uganda, die Toposa und Jije in Südsudan und die Nyangatom in Äthiopien. Die Turkana leben traditionell hauptsächlich als Viehhalter und halten Kamele, Rinder (Zebu), Schafe und Ziegen, die ihnen Milch, Blut und Fleisch als Nahrung liefern, sowie Esel zum Transport. In ihrer mündlichen Überlieferung bezeichnen sie sich selber als „das Volk des grauen Bullen, nach dem Zebu, dessen Domestizierung eine große Rolle in ihrer Geschichte spielte. Klima und Lebensweise Trockenzeiten mit Normal-Temperaturen um die 40 Grad und kaum Regen, und dann Regenzeiten, in denen der insgesamt spärliche Regen in Sturzfluten hernieder rauscht und alles wegschwemmt – so präsentiert sich hier das Land. So ist die traditionelle Einkommensquelle der Menschen hier hauptsächlich die Tierzucht: Rinder, Kamele, Ziegen und Schafe, und Esel für den Transport. Wo immer möglich wird ein wenig Feldbau getrieben, vor allem mit Hirse (Sorghum). Das ist aber ein eher mühsames Unterfangen, denn die Regenfälle sind erratisch und so ist auch der Ertrag niedrig und vor allem unsicher. Es bleiben also die Tiere. Mit einem ausgeklügelten System von Weidewirtschaft schaffen es die Hirten meist, ihre Tiere und sich durch die Trockenzeiten zu bringen. Dann nämlich ziehen die jungen Männer mit den Herden in oft weit entfernte Weidegebiete, in denen es noch Wasser und Futter gibt. Die Familie mit älteren Leuten und Kindern bleibt derweil meist an ihrem angestammten Platz. Turkana sind also keine Nomaden im gebräuchlichen Sinn, sondern sie praktizieren das, was man im Fachjargon transhumante Weidewirtschaft. Tiere sind nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und rituell der Dreh- und Angelpunkt der traditionellen aber auch durchaus noch der modernen Turkana-Gesellschaft. Die Turkana-Hirten sichern ihr Überleben mit breit gefächerten Unterstützungs-Netzwerken, die sie durch das Verschenken und Verleihen von Tieren etablieren und auf die sie in Notzeiten zurückgreifen. In diese Kategorie gehört auch der sogenannte Brautpreis: Die Braut wird keinesfalls gekauft, sondern Tiere werden an die Schwiegerverwandschaft verteilt, um sich deren Unterstützung zu sichern, denn wie so oft auf der Welt heiraten nicht Individuen, sondern letztendlich verbinden sich durch eine Heirat Familien. Traditionelle Behausungen der Turkana bestehen aus Rundhütten, die aus Ästen und Zweigen, in Südturkana aus Palmwedeln geflochten werden. In den Weidelagern sind es provisorische leichte Geflechte zum Sonnenschutz. Die Hütten werden traditionellerweise nicht mit Lehm verkleidet. Als Regenschutz dienen Felle oder heutzutage Plastikplanen. Kleidung Westliche Kleidung hat bei den Turkana weitgehend Einzug gehalten, in den Städten sowieso, aber auch auf dem Land. Dort tragen ältere Männer auch oft Tücher, die sie zum Teil togaartig über der Schulter zusammenknüpfen. Im Allgemeinen führen die Männer einen Stock mit sich und ein ekicholong, das als Sitzgelegenheit und Kopfstütze dient. Frauen tragen im täglichen Leben nur noch selten die traditionellen Lederschurze und -umhänge und stattdessen auch Baumwolltücher. Berühmt sind die Turkana-Frauen für ihre opulenten Perlenkragen aus übereinandergelegten Glasperlenketten, deren Farbgebung traditionellerweise Clanzugehörigkeit, Familienstand etc. anzeigte. Heutzutage werden diese ergänzt oder auch ersetzt durch röhrenartige Gebilde, die den gesamten Hals bedecken und manchmal in den kenianischen Landesfarben gehalten sind. Seit einiger Zeit findet bei den Turkana eine stärkere Rückbesinnung auf ihre traditionelle Kultur statt. Bei Festen und offiziellen Veranstaltungen treten Männer und Frauen zunehmend in traditionell anmutender Kleidung und Schmuck auf, wobei sich ein neuer typischer Turkana-Stil entwickelt hat, auf den die Turkana stolz sind. Auf dem Land findet man bei Männern inzwischen auch wieder die zwischenzeitlich fast verschwundenen Lehm-Haarkappen. Ernährung Die Turkana-Hirten ernähren sich in der Hauptsache nicht von Fleisch, sondern von Milch und Milchprodukten, wobei die Milch hauptsächlich in vergorener Form getrunken wird. Manchmal, vor allem in den Trockenzeit-Viehlagern, lassen die Männer Tiere zur Ader und trinken das Blut mit Milch verquirlt. Sofern verfügbar, wird ein Brei aus Hirse (Sorghum) gekocht, mit Zugabe von Sesam, wild wachsenden Gemüsen usw. Durch Hungerhilfeaktionen und andere äußere Einflüsse hat sich auch der ernährungstechnisch weniger ergiebige aber süßere Mais etabliert. Toposa und Turkana Ursprünge, Ähnlichkeiten und Unterschiede Toposa und Turkana sind Teil einer größeren Volksgruppe, die sich nie einen eigenen Namen gegeben hat und die heutzutage vor allem unter dem Namen Ateker bekannt ist. In einer großen Wanderbewegung sind vor etlichen Jahrhunderten ihre Vorfahren in den nordöstlichen Teil des heutigen Uganda eingewandert. Vor zwei bis drei Jahrhunderten spalteten sich Gruppen ab und zogen in neue Siedlungsgebiete, aus denen die heutigen Toposa und Turkana wurden. Die beiden Ethnien sprechen die gleiche Sprache, mit dialektischen Unterschieden. So können die Toposa eher systematischen Feldbau treiben als die Turkana, die höchstens kleine opportunistische Anbauflächen bestellen, und die Rinder haben die Turkana wegen der größeren Trockenheit weitgehend durch Kamele ersetzt.