Lotuko, auch Lotuxo, Lotuho, Latuka; ist eine Volksgruppe im Süden des Südsudan an der Grenze zu Uganda. Die etwas über 100.000 Menschen gehören zu den Niloten und leben in der Provinz Ostäquatoria. Sie sprechen Otuho, auch Lotuko, das zur Dialektgruppe Lotuho gehört und eine nilotische Sprache ist.
Das Siedlungsgebiet erstreckt sich von den Osthängen des Imatong-Gebirges bis in die Westhälfte der Ebene, in deren Mitte die Kleinstadt Ikotos liegt und die im Osten von den Dongotono-Bergen abgeschlossen wird. Im Norden reicht das Gebiet bis zum Ende der Lopit-Berge. Die 590 bis 650 Meter hoch gelegene Ebene wird von diesen Bergen hufeisenförmig umgeben. Ihre Gipfel sind zwischen 1300 und 1700 Meter hoch. Vereinzelt ragen Inselberge 100 bis 300 Meter aus der Ebene. Die natürliche Vegetation besteht aus Buschland, darin gedeihen Akazien, Doumpalmen und vereinzelt Tamarinden. Die unterschiedlichen Tätigkeiten im Verlauf eines Jahres richten sich nach der Regenzeit, die von Ende März bis Mitte November oder Dezember dauert.
Lotuko betreiben bei reichlich Niederschlägen Ackerbau in den Hügeln und Viehzucht in den Ebenen bis nach Torit. Die Hauptanbauprodukte sind Sorghum, Kolbenhirse, Erdnüsse werden in jährlicher Rotation angebaut. Hinzu kommen etwas Fingerhirse und Mais, Sesam, Kürbis, Bohnen und Okra. Als Luxusgüter gelten traditionell Tabak und Hirsebier. Bier darf nur von erwachsenen Männern getrunken werden.
Rinder, Schafe und Ziegen sind von größerer Bedeutung als Wertobjekte, Austauschgeschenke und traditionell als Ritualopfer, denn als Nahrungsmittel. Die Tiere werden nachts in Pferchen gehalten, die eine solidere Umzäunung haben als die meisten Gehöfte. Eine Konstruktion aus Bambuspfosten oder Ästen wird mit Dornbüschen ausgestopft. Der einzige niedrige Eingang wird mit Holzbalken verschlossen. Die Pferche liegen üblicherweise innerhalb des Dorfes.
Rinder sind der wertvollste Besitz. Der Brautpreis wird wie bei den umliegenden Volksgruppen mit Rindern bezahlt, das Verhältnis zu Rindern ist aber weit weniger ritualisiert als bei den Dinka. Dennoch sind Rinder ein notwendiger Teil des Brautpreises und nicht durch andere Güter ersetzbar. Die täglichen Wanderbewegungen der Rinderherden, die nur von initiierten Männern begleitet werden, betragen sechs bis acht Kilometer, in Krisenzeiten weniger. Während der Trockenzeit liefern die Kühe täglich einen Liter Milch, in der Regenzeit zwei bis drei Liter.
Es gibt Siedlungen in den Hügeln und im nördlichen Flachland. Die Rundhäuser aus Lehm mit Grasdeckung innerhalb eines Gehöftes sind von einem Zaun umschlossen, der außer an der Zugangsseite zugleich die Grenze zum Nachbargehöft bildet. Innerhalb eines Rundhauses mit fünf bis sechs Meter Durchmesser befinden sich eine lange Bank für Besucher, ein Tontopf mit Trinkwasser und weitere Tongefäße für Getreide und Erdnüsse. Der Eingang liegt im Westen oder Osten. Die Holzkonstruktion der Wände ist mit Lehm umgeben, über die Bambusstangen des Kegeldaches werden Palmblätter oder Grasbündel geschichtet. Die Gehöfte sind um einen zentralen Tanzplatz angeordnet, an dessen Seite sich traditionell ein Versammlungsplatz auf einer Bambusplattform befindet. Hier werden die für Rituale benötigten Trommeln gelagert. Ein Dorf besteht ursprünglich nur aus einem Viertel. Nach einer Vergrößerung erfolgt eine Aufteilung in mehrere gleiche Wohnviertel. Größere Dörfer sind klar in mehrere Teilbereiche abgegrenzt, die eine räumliche und soziale Einheit bilden.
Die Werkstätten der Schmiede bestehen aus von vier bis sechs Pfosten getragenen Dächern ohne Seitenwände und befinden sich stets außerhalb der Dörfer, wo sie zum regelmäßigen Versammlungsplatz der Männer werden.
Die Mitglieder einer Gesellschaft werden in Altersklassen eingeteilt. Es ergibt sich ein soziales Alter jeder Person (unabhängig vom biologischen Alter), das deren gesellschaftliche Verpflichtungen im Detail festlegt. Der Einfluss, der die Zuordnung zu einer Altersklasse für das tägliche Leben hat, übersteigt den der eigenen Verwandtschaft. Die Lotuko unterscheiden sechs Altersklassen: Das Kleinkind bis zu 3 Jahren gehört in die Klasse eitole; das Kind bis zu 13 Jahren zu eito; ein männlicher Heranwachsender von 13 bis 18 Jahren heißt eito horwong, eine weibliche Heranwachsende von 12 bis 16 Jahren heißt odwoti; der 18 bis 60-jährige Mann gehört zur Altersklasse monyemiji; die verheiratete Frau ab 14 Jahren zu angorwoi. Der 40 bis 70-jährige Mann wird zur Klasse amarwani gezählt.
Gemäß der Tradition spielen die Mitglieder der ältesten Clans des Siedlungsgebietes eine dominierende Rolle. Heiraten finden meist außerhalb des Clans statt, sie sind exogam. Die unterteilten Subclans heiraten grundsätzlich exogam. Die Braut ist bei der Heirat etwa 14 Jahre alt, der Mann heiratet nach der Initiation mit 18 bis 22 Jahren. Solange der Brautpreis nicht vollständig überbracht wurde, bleibt die Braut in ihrem elterlichen Gehöft. Sie besucht ihren Mann, kocht für ihn und bewirtet die Gäste. Im Gegenzug leistet der Mann Arbeit für den Haushalt der Schwiegereltern. Nach etwa einem Jahr wird ein eigener Haushalt gegründet.
Unabhängig von den Dorfoberhäuptern hat der Regenmacher einen ähnlichen Verantwortungsbereich. Alle sind für die Wohlfahrt zuständig und sollen Einfluss auf die jenseitige Welt nehmen. Der Regenmacher wird am Erfolg gemessen; ob es ihm gelingt, durch entsprechende Rituale Regen herbeizuführen. Er ist der spirituelle Ansprechpartner und bestimmt die Riten zu Beginn des Feldbaus und nach der Ernte. Die Macht des hobu wird geachtet und gefürchtet. Die Ehe eines Regenmachers mit einer Regenmacherin aus einem anderen Clan erzeugt eine dauerhafte Beziehung zwischen beiden Clans.
Lotuko sind zu weniger als 10 Prozent Christen. Ihre afrikanische Religion weist einen Hauptgott auf, den Schöpfergott Ajok. Er ist das Symbol der anderen, jenseitigen Welt. Ajok ist allmächtig, seine Macht setzt er weder zum Vorteil oder Nachteil der Menschen ein. Es gibt (vermutlich eine Bezeichnung für den negativen Aspekt von Ajok eine unheilvolle und unsichtbare Macht Naijok, die Krankheit und Tod bringt. Auch alles, was nicht verstanden wird, kann „Naijok“ sein. Seit den 1920er Jahren ist durch einen möglichen Einfluss der christlichen Mission die frühere Vorstellung von Ajok nicht mehr eindeutig erfragbar.
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